Interview mit Maximilian Tayenthal, Gründer von N26

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Interview mit Maximilian Tayenthal, Gründer von N26

N26 möchte die Bank der Zukunft sein. Gestartet mit einem Girokonto, das noch bei einer Partnerbank angelegt wurde, verfügt man mittlerweile über eine eigene Banklizenz. Schritt für Schritt erweitert das Berliner Startup sein Angebot und bietet Usern jetzt auch die Möglichkeit, Geld am Kapitalmarkt anzulegen.

Ihr habt euer Produktangebot in letzter Zeit immer weiter ausgebaut. Könnt ihr kurz erzählen, was ihr überhaupt macht?

Maximilian Tayenthal: „N26 bietet ein Girokonto, das für das Smartphone optimiert ist. Wir konzentrieren uns auf eine hervorragende Nutzererfahrung mit einer einfachen Appführung. Nun bauen wir unsere Finanzplattform weiter aus. Dabei entwickeln wir nicht alle Produkte selbst, sondern konzentrieren uns auf die weltweit besten FinTech-Angebote und -Lösungen, und bringen sie auf unserer Plattform zusammen. Dort machen wir sie unseren Kunden mit wenigen Klicks zugänglich. So bieten wir bereits internationale Überweisungen in Zusammenarbeit mit TransferWise und ermöglichen unseren Kunden Investitionen auf dem Smartphone mit unserem Partner vaamo.“

Neben dem bisherigen Girokonto können Kunden jetzt auch Geld über euch in Sparplänen investieren. Könnt ihr uns dazu mehr erzählen?

Maximilian Tayenthal: „Mit N26 Invest können Kunden nun mit wenigen Klicks und ohne Papierkram direkt übers Smartphone Geld anlegen. Das Produkt ermöglicht in verschiedene Portfolios direkt in der App zu investieren. Je nach persönlicher Risikoabwägung wählt der Kunde zwischen zurückhaltenden, ausgewogenen und mutigen Geldanlagen aus. Die drei Modelle unterscheiden sich durch die jeweilige Gewichtung von Aktien und Anleihen.“

Euch wird teilweise vorgeworfen, die Gebühren für N26 Invest seien zu hoch.

Maximilian Tayenthal: „Das hängt vom Anlagebetrag ab, da wir eine Mindestgebühr von 1,90€/Monat erheben, da uns von der abwickelnden Bank selbst diese Gebühren entstehen. Wer einmal 10 Euro investiert, hat Kosten von 19 Prozent. Ab einer Einlage von 2.300 Euro hat unser Produkt einen sehr attraktiven Preis von 0,99 Prozent jährlich, also deutlich weniger als bei herkömmlichen verwalteten Anlageprodukten. N26 Invest haben wir sehr transparent gestaltet und informieren vollumfänglich über die Gebühren.“

Für Banken sind Kredite eine gute Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Welches Angebot könnt ihr euren Usern hier machen?

Maximilian Tayenthal: „Wir bieten aktuell einen Dispositionskredit, der innerhalb weniger Sekunden in Anspruch genommen werden kann. Besonders ist dabei, dass wir komplett transparent sind. Der Kunde sieht die tatsächlich anfallenden Gebühren im aktuellen Quartal direkt in der App. Zusätzlich können Kunden im gegebenen Rahmen das Dispolimit selber einstellen.“

Wo seht ihr eure Hauptkundengruppe? Wahrscheinlich eher nicht im traditionellen Sparkassen-Kunden, oder?

Maximilian Tayenthal: „Unsere Hauptzielgruppe liegt im Alter zwischen 18-35 Jahre, wir haben aber auch sehr viele Kunden außerhalb dieses Bereichs. Es gibt eine ähnliche Entwicklung wie bei vielen neuen Online Produkten wie in den frühen Tagen von Facebook oder Whatsapp. Anfangs haben nur die Jungen sie genutzt, jetzt sind sie auch Teil des Alltages älterer Generationen.“

Gerade Deutschland ist ein Land, in dem viele Kunden am liebsten mit Bargeld bezahlen. Seht ihr das gerade für euer Geschäftsmodell als größeres Problem?

Maximilian Tayenthal: „Nein. Das ist für unser Geschäftsmodell nicht zentral. Außerdem geht auch in Deutschland der Trend eindeutig hin zum bargeldlosen Bezahlen, wenn auch ausgehend von einem deutlich niedrigerem Niveau als beispielsweise in UK.“

Um mehr Leute von den Vorzügen von bargeldlosem Bezahlen zu überzeugen, hattet ihr auch schon eine „No-Cash Challenge“ ins Leben gerufen, bei der man komplett auf Bargeld verzichten sollte. Seht ihr einen Trend im Zahlungsverhalten eurer Kunden hin zu bargeldlosen Zahlungsverfahren?

Maximilian Tayenthal: „Bei unseren Kunden sehen wir diesen Trend. Das liegt unter anderem auch daran, dass unsere App einen großen Mehrwert bietet. Alle Ausgaben, die man mit der Karte tätigt, werden automatisch kategorisiert und übersichtlich in Statistiken aufbereitet. So hat man direkt einen Überblick und die Kontrolle über all seine Finanzen.“

Mittlerweile habt ihr ein großes Team aufgebaut. Wie hat denn mit N26 überhaupt alles angefangen und wie seid ihr auf die Idee zu eurem Konto gekommen?

Maximilian Tayenthal: „Die Grundidee zu N26 ist uns Anfang 2013 noch in Wien gekommen. Damals war das Model aber noch eine Taschengeld-Karte mit App für Eltern und Kinder. In der Testphase ist uns dann aber aufgefallen, dass Eltern die Karte selbst genutzt haben, anstatt sie an die Kinder weiterzugeben. So kamen wir dann darauf, dass es einen großen Bedarf nach einem modernen Kontoprodukt gibt und somit auf die Idee, eine mobile Bank zu gründen.“

Wie schnell seid ihr dann gewachsen und wann habt ihr gemerkt, dass das Ganze wirklich ein Erfolg werden könnte?

Maximilian Tayenthal: „Als wir damals den Pivot von einer Kreditkarte für Jugendliche hin zu einem vollwertigen Girokonto gemacht haben, wurde uns bewusst, wie groß unsere Idee werden könnte. Spätestens als Peter Thiel dann mit Valar Ventures bei uns investiert hat, wurde auch von außen als relevanter Player wahrgenommen.“

Ihr habt auch angekündigt, international wachsen zu wollen. Was sind hier eure konkreten Ziele?

Maximilian Tayenthal:„In den nächsten fünf Jahren möchten wir mehrere Millionen Kunden in Europa gewinnen und in allen europäischen Ländern aktiv sein.“

Könntet ihr euch vorstellen, euren Heimatmarkt komplett aufzugeben und nur noch in anderen Ländern tätig zu sein, so wie es beispielsweise Go Butler gemacht hat?

Maximilian Tayenthal:„Nein. Aktuell sind Deutschland und Österreich unsere Kernmärkte, auf die wir uns konzentrieren. Wir haben einen Großteil unserer Kunden hier.“

Ihr habt jetzt eine eigene Banklizenz. Welche Veränderungen ergeben sich daraus und warum ist das für N26 so wichtig?

Maximilian Tayenthal:„Die Banklizenz ist ein weiterer wichtiger Schritt, mit dem wir nachhaltig die Wertschöpfungskette im Banking verändern wollen. Wir können dadurch unsere Produktvielfalt schneller vergrößern. Für unsere Kunden bedeutet dies zukünftig Zugang zu den besten Finanzprodukten direkt in der App.“

Vor Kurzem habt ihr euren alten Namen Number26 zu N26 verkürzt und das obwohl ihr euch bereits einige Bekanntheit aufgebaut hattet. Was war der Grund hierfür?

Maximilian Tayenthal:„In der Presse und unseren Social Media Kanälen hatte sich N26 als Alternative zu Number26 schon länger etabliert. Da N26 internationaler, kürzer und so einfacher zu merken ist, hatten wir bereits Anfang des Jahres Umfragen in aktiven und potentiell zukünftigen Märkten gemacht. Der großen Mehrheit gefiel N26 besser.“

Ihr habt schon wieder eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen. Seid ihr mit den investierten Summen zufrieden? Und wofür wollt ihr das Kapital nutzen?

Maximilian Tayenthal:„ Ja, wir sind sehr zufrieden mit der Summe und vor allem mit den Investoren, die unsere große Vision teilen und mit uns Banking nachhaltig verändern wollen. Ein Teil der Gelder ist in unsere Banklizenz geflossen, aber größtenteils werden wir das Kapital zur weiteren internationalen Expansion nutzen und zum Ausbau unserer FinTech-Plattform durch Integration neuer Produkte.“

Wie wollt ihr euch gegen große und übermächtig wirkende Banken behaupten?

Maximilian Tayenthal:„ Unser Ziel ist die beste mobile Banking-Experience Europas anzubieten, nicht uns gegen alte Banken zu behaupten. Wir glauben, es gibt Bedarf nach einem modernen Bankprodukt, das sich von dem wenig differenzierten Angebot der etablierten Banken abhebt. Unsere Nutzerzahlen geben uns recht. Wir haben immer unseren Kunden im Blick, wenn wir Produkte entwickeln. Dabei sorgen wir uns relativ wenig um die alten Banken.“

Generell ist FinTech ja gerade ein großes Thema. Wo seht ihr die größte Konkurrenz zu eurem Angebot?

Maximilian Tayenthal:„Auf dem deutschen Markt gibt es aktuell eigentlich keine Konkurrenz. In UK einige, die noch in der Betaphase agieren oder noch nicht gelauncht sind. Wir kümmern uns aber allgemein sehr wenig um Konkurrenz und fokussieren uns stark auf N26.“

Ihr hattet auch schon mit heftigen negativen Reaktionen eurer Kunden zu tun, als ihr einer Reihe von Nutzern gekündigt habt, die wohl zu häufig Bargeld abgehoben haben. Wie kam es dazu?

Maximilian Tayenthal:„Wir mussten feststellen, dass wir in dieser Situation zu wenig transparent kommuniziert hatten und die Kunden sich nicht abgeholt fühlten. Mittlerweile haben wir gemeinsam mit unseren Kunden eine Fair-Use Policy entwickelt, die einen gerechten Rahmen für die Nutzung unseres Produkts gibt.“

Welche Schritte habt ihr unternommen, um in Zukunft solche Reaktionen zu vermeiden?

Maximilian Tayenthal:„Die Reaktion haben wir als Auftrag aufgenommen, sämtliche Kunden zukünftig transparenter und früher zu informieren. Für uns bedeutet das, die Rahmenbedingungen für die Nutzung von N26 klarer zu formulieren, was wir mit der Fair-Use Policy getan haben und proaktiver auf unsere Kunden – vor allem bei heiklen Themen – zuzugehen.“

Ihr habt jetzt eine Fair-Use Policy, die das kostenlose Abheben von Bargeld einschränkt. Was genau hat es damit auf sich?

Maximilian Tayenthal:„Mit der Fair Use Policy geben wir unseren Kunden einen Rahmen in dem sie N26 nutzen können. Sie können weiterhin kostenlos und unbegrenzt Bargeld mit Cash26 bei über 6.000 Einzelhandelspartnern in Deutschland beziehen. Zusätzlich können Kunden monatlich 5 kostenfreie Abhebungen am Geldautomaten in Deutschland sowie unbegrenzt im Ausland tätigen. Jede weitere Abhebung am Automaten kostet 2 €, ein fairer Preis.“

Die Fair-Use Policy macht eurer eigentlich als „einfach“ angepriesenes Produkt in der täglichen Nutzung komplizierter. Ein User muss sich jetzt merken, wie häfig er bereits Bargeld abgehoben hat. Das ist schon ein gewisser Schönheitsfehler für euer Konto, oder?

Maximilian Tayenthal:„ Nein, unsere Kunden werden per Push-Notifications informiert, wenn sie noch zwei Mal kostenfrei abheben können. Außerdem können sie direkt in der App auf einem Dashboard den Status der Abhebungen sehen.“

Mit welchen Innovationen wollt ihr in Zukunft überzeugen, beziehungsweise, neue USPs aufbauen?

Maximilian Tayenthal:„Die N26-Nutzererfahrung ist eine der besten Banking-Experiences, die es aktuell auf dem Markt gibt und wir arbeiten ständig daran, diese noch weiter zu verbessern. Darüber hinaus schaffen wir gerade eine FinTech Plattform, auf der unsere Kunden mit wenigen Klicks Zugang zu den besten Finanzprodukten der Welt haben werden. Aktuell integrieren wir mit Partnern in den Kategorien Sparen, Versicherungen und Kredite. Investments und internationale Überweisungen sind bereits live. Mittelfristig, werden wir in jeder Kategorie mit mehreren Anbietern zusammenarbeiten. So wird der Kunden aus der vorkuratieren Palette von Produkten, das beste für den eigenen Bedarf nutzen können.“

Habt ihr neue Länder im Blick, in denen N26 bald verfügbar sein soll?

Maximilian Tayenthal: „Wir hoffen bereits im nächsten Jahr in einem Großteil der europäischen Märkte aktiv zu sein. Mittelfristig in allen.“

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Informationen zum Autor

Hannes Jarisch

Hannes ist Redakteur bei Startstories. Seine Brötchen verdient er als Online Entrepreneur und Blogger. Er besitzt einen Master in BWL und einen Bachelor in Politikwissenschaft.

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