„Just brew it“ – Mit Braufässchen binnen einer Woche Bier selber brauen

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Bier brauen und Bier trinken hat in Deutschland eine lange Tradition. Wen wundert es somit, dass die Junggründer Wolfgang Westermeier, Ping Lu und Dominik Guber ausgerechnet in München das Projekt des Online Braufässchens entwickelten? In drei einfachen Schritten kann man aus über 100.000 Kombinationsmöglichkeiten sein individuelles Bier kreieren. Startstories erklärt, warum ihr für ein Braufässchen auch getrost mal auf euer gewöhnliches Supermarkt – Pils verzichten solltet.

Gaumenvielfalt statt Einheitsbrauerei in 10 Minuten Vorbereitung

Nicht grundlos ist der deutsche Bierkonsum in den letzten 10 Jahren um rund 11,3 Millionen Hektoliter gesunken. Die klare Regression im Kühlregal ist nicht zuletzt auf den Einheitsgeschmack zurück zu führen. Obgleich gewisse Lieblingssorten präferiert werden, zwischen Krombacher Pils und Oettinger Pils wird geschmacklich nicht viel differenziert.

„Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, mit der jeder Bierliebhaber ein Bier genau nach seinem Geschmack selber brauen und genießen kann“ erklärt Produktionsleiter Wolfgang Westermeier. Hierzu seien weder Vorkenntnisse, noch weitere Gerätschaften notwendig, da alle Zutaten passend abgewogen nach Hause geliefert würden.
Nach erfolgreicher Bestellung erhalten Kunden postalisch ein leeres Fünf-Liter-Fass, zudem ein ausgewähltes Malzextrakt aus den vier Grundtypen [Pils, Weizen, Dunkles, India Pale] in der gewünschten Hopfenstärke [mild, mittel, herb] und bis zu drei natürliche Aromen. Nach dem Aufmischen mit Leitungswasser beginnt sofort der Gärungsprozess. Nach fünf Tagen Gärung bei Raumtemperatur und zwei Tagen Lagerung im Kühlschrank kann das selbstgebraute Festbier direkt aus dem Fass gezapft werden. Somit ist das Bier binnen einer Woche frisch gebraut.

Kreativer als Gewöhnliches, echter als Gemischtes!

Abgesehen vom do-it-yourself-Erlebnis ist es die ausgefallene Kombination eines Vollwert-Bieres mit individuell kreierten Geschmacksrichtungen, wodurch sich ein Braufässchen mittelbar von den unzähligen Biermischgetränken distanziert. Handelsübliche Mix-Flaschen sind demnach nur partiell mit Bier und meist mit Fruchtsäften, Limonade oder anderen Zutaten gefüllt. Beim Braufässchen wird das Bier dagegen nicht aufgemischt, sondern aromatisiert. Bei der Fantasie der Aromenwahl, von mildem Honig bis scharfem Chili, Frucht oder Holzgeschmack, werden experimentierfreudigen „Braumeistern“ keine Grenzen gesetzt. Geschmacksgarantie wird insofern gegeben, als das alle Hopfen- und Aromasorten miteinander – mal sehr, mal mäßig – harmonieren. Austoben ist hier also ausdrücklich erwünscht, und trotzdem bleibt der typische Geschmack eines gewöhnlichen Bieres erhalten. Hinzukommt, das das Braufässchen weder pasteurisiert, noch geklärt ist und damit natürlicher ist und schmeckt.

Bierliebe für Jedermann durch Vielfalt und Qualität

Das Konzept floriert, da die Zielgruppe extrem breit gefächert ist. Ein Beispiel: Laut Bundesministerium trinken Männer im Schnitt siebenmal mehr Bier als Frauen. Dagegen trifft ein selbst kreiertes Bier mit adoptiertem lieblichem Geschmack ebenfalls den Goût der Damen oder den der sonst ausschließlichen Weintrinker. Gründer Dominik Guber berichtet, dass die Entwicklung des Unternehmens aufgrund der Vielfalt von Anfang an von Erfolg geprägt war: „Bereits wenige Wochen nach Verkaufsstart hatten wir so viele Fässer verkauft, wie wir fürs gesamte Jahr geplant hatten. Wir hatten zwar gehofft, dass unser Konzept auf Interesse stößt, mit so einer gewaltigen Nachfrage hätten wir jedoch nicht gerechnet“. Die Nachfrage äußert sich auch in etlichen Erfolgen, die seit Gründung im Juli 2012 aneinander reihen. So wurde das Startup u.a. vom Wissensmagazin Galileo zur besten Sommererfindung 2012 gewählt sowie für den Deutschen Gründerpreis 2015 nominiert und hat, noch wichtiger, bereits über 80.000 zufriedene Kunden.

Rasantes Wachstum und Internationalisierung

Aufgrund des nationalen Wachstums gründete die dem Braufässchen ansässige Customized Drinks GmbH die Brewbarrel Inc. in New York, eine hundert prozentige Tochter für den Auslandsvertrieb. „Mit Brewbarrel haben wir nun endlich die Möglichkeit, internationale Anfragen effizient zu bedienen“ stärkt Guber den Schritt zur Internationalisierung. Ab Oktober beginnt der internationale Verkaufsstart unter in Großbritannien und nach Guber sind die Prognosen vielversprechend „Mit Braufässchen haben wir ein deutsches Traditionsprodukt neu erfunden. Deutsches Bier war schon immer weltweit beliebt und wir sind uns sicher, dass wir mit dem Braufässchen an diese Erfolgsgeschichte anknüpfen können.“ Seit Ende 2014 vertreibt das Unternehmen zusätzlich Rohstoffe zum Heimbrauen sowie Lebensmittelaromen in Kleingebinden zum Beispiel fürs Backen oder Kochen.

Fässchen probieren oder beim Fläschchen bleiben?

Dabei klingt alles nach einer typisch studentischen Schnapps – bzw Bieridee: Drei junge Kommilitonen, die über Biersorten philosophieren und die alt eingesessene historische Münchener Rezeptur neu aufleben lassen wollen. Für die Welt eine wenig nützliche inkrementelle Innovation, könnte man meinen und das für den stolzen Preis von um die 30 Euro pro fünf Liter Fass. Möchte das Braufässchen vielleicht mit dem Slogan „Just brew it“ auf die Erfolgslinie des Sportartikelgiganten Nike aufspringen, dessen „Just do it“ dem doch nur allzu ähnlich sieht? Doch der Erfolg gibt den Jungunternehmern recht. Bei reichlich frischem Wind, den sie verströmen sind sie vor allem eines: authentisch. Das innovative Baukonzept und die verschiedensten Kombinationsmöglichkeiten lassen Genießer dennoch auf Ihre Kosten kommen. Grund genug für alle konservativen Biertrinker, bei der nächsten Sportschau ihr Fläschchen gegen ein Fässchen einzutauschen – sofern sie den Mut dazu haben.

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Informationen zum Autor

Vanessa Opladen

Vanessa ist Redakteurin bei Startstories. Zurzeit studiert sie Psychologie an der Universität Osnabrück.

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