Interview mit Silvan C. Rath, Gründer von ParkTag

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Silvan C. Rath Gründer von ParkTag und Christoph David Schneider

Das Startup ParkTag bietet eine App, die hilft freie Parkplätze in deiner Umgebung zu finden. Das Ganze funktioniert über automatisierte Algorithmen auf Smartphones. So erkennt ParkTag in Echzeit freie Parkplätze und soll sogar vorher wissen wo Parkplätze in Kürze frei werden könnten. Damit soll man freiwerdende Parkplätze bis zu 10 Minuten vor allen anderen Verkehrsteilnehmern sehen können. Wir konnten ein spanendes Interview mit dem Gründer und Geschäftsführer von ParkTag führen.

Es gibt Menschen, die sind immer in Eile. Entweder, weil sie besonders wichtige Leute sind wie zum Beispiel unsere Bundeskanzlerin oder weil sie sich für besonders wichtig halten – hier lieber kein Beispiel – oder einfach, weil sie ein grandioses Talent zur Unpünktlichkeit besitzen. Da ich mich zu der letzeren Truppe zähle, wird ParkTag, die social parking community, mir den tomatengleichenden Kopf ersparen und mich cool zum nächsten freien Parkplatz navigieren, oder Silvan?

Silvan C. Rath, Gründer und Geschäftsführer von ParkTag: Natürlich, da wir Dir vorher sagen, wann dein öffentlicher Parkplatz frei wird und du dich nicht auf große Suche begeben musst, wenn du es eilig hast. Wir sagen dir dann, dass in drei Minuten da vorne links ein Auto wegfahren wird.

Wie soll das funktionieren?

Silvan C. Rath: Wir nehmen die Sensordaten vom Smartphone, anhand derer wir vorhersagen können, wann jemand wegfährt. Das ist real, da wir wissen, wann das Telefon sich zum Auto bewegt. Allen Datenschützern entgegen möchte ich betonen, dass diese Sensordaten direkt auf dem Telefon ausgewertet werden, als selbstlernender Algorhythmus sozusagen. Dabei werden keine Daten an uns gesendet. Somit bleiben die Daten bei den Usern, denen die Daten gehören.

Woran erkennen die Sensordaten, dass grade jemand wirklich wegfährt und nicht nur seine Shoppingtaschen eben im Auto verstaut, um dann weitere Läden unsicher zu machen?

Silvan C. Rath: Dabei bedarf es einer strengen Filterung. Wir müssen die Daten des Users herausfiltern, in denen jemand nur eben eine Jacke holen geht. Ebenfalls müssen wir wissen, ob es nicht grade vielleicht zufällig Mittwoch ist – ein Tag, an dem seine Frau immer das Auto hat. Das alles geschiet aufgrund dieser machine learning Algorythmen, die auf der kostenlosen App benötigt werden.

Was bleibt nach der Filterung denn übrig, bzw. was sind denn dann die reellen Daten, auf die ich mich mit eurer App verlasse?

Silvan C. Rath: Die App passt sich deinem Tagesablauf an. Wenn du jeden Tag von 08:00 bis 19:00 mit demselben WLAN verbunden bist, ist das schon ein sehr starkes Indiz dafür, dass du somit immer in dieser Zeit arbeitest. Wenn du dann nach 19:00 die Treppen des Büroeingangs runterläufst, spürt dein Smartphone eine Erschütterung. Wir filtern dann wieder: Läuft er grade die Treppen runter? Läuft er in Richtung Auto? Dabei ist das einzige, was das Telefon verlässt der Längen- und Breitengrade deines Autos, der anderen Nutzern anzeigt: Da vorne um die Ecke wird um 19:05 grade ein Parkplatz frei.

Sagtest du grade EIN Parkplatz? Bekommen alle User dann diese Nachricht und ein und denselben Parkplatz zugewiesen oder wird er dann wörtlich aus dem Verkehr gezogen?

Silvan C. Rath: Natürlich, sobald ein bestimmter Nutzer den Wunschparkplatz auserwählt hat, nehmen wir diesen aus dem System. Somit verhindern wir das Dilemma, dass zwei Autofahrer auf denselben Parkplatz zugreifen. Zudem haben wir den sogenannten „handshake“ installiert. Dieser zeigt der ParkTag Community, dass der der grade den Parkplatz verlässt Paul heißt. So können sich vor allem die Poweruser untereinander kennen lernen als social feature oben drauf.

Die Nachricht, dass Paul grade wegfährt erhalte ich aber doch meist während der Fahrt… Wobei wir doch alle wissen, dass Smartphone und Straßenverkehr bis auf die Alliteration nichts gemeinsam haben…

Silvan C. Rath: Allerdings, auch wir sind natürlich gegen das Handy tippen während der Fahrt. Deshalb sollte das Smartphone ja auch in einer Vorrichtung stehen, das natürlich im Fahren unbenutz bleibt, genau wie zum Beispiel Google Maps oder die Apple Map. Wir arbeiten jedoch nach und nach daran, dass ParkTag direkt in die Navigationssysteme eingebaut wird. Aber auch jetzt schon müssen weder Paul, noch du seinen Standort eingeben. Eine Standortlokalisierung ist selbstverständlich eingebaut.

Das Konzept klingt simpel – jedoch für meine Informatikkenntnisse viel zu kompliziert. Wie sieht die Fehlerquote aus, wie funktioniert die Filterung derzeit und vor allen Dingen: Inwieweit kann ich mich auf das Sensorsystem verlassen?

Silvan C. Rath: Unser Algorithmus ist selbstlernend. Er kann herausfiltern, ob jemand mit dem Zug fährt und sich nur zufällig in Richtung seines Autos bewegt – oder eben mit der Absicht wegzufahren. Das ist zugegeben ein Stück weit Magie, dass wir nur die richtigen Parkplätze erkennen und das ist aus der Sicht von Programmierern wirklich keine leichte Aufgabe. Momentan haben wir 120.000 öffentliche Parkplätze, die wir pro Tag vorhersagen können. In Deutschland funktioniert das derzeit in Berlin, München und Hamburg ausgezeichnet, Köln fängt grade an, dem gleich zu werden. Uns ist bewusste, dass eine hohe Trefferquote die Userexperience steigert. Daher haben wir ca 17.000 Parkplätze am Tag, die wir mit einer 80 Prozentigen Wahrscheinlichkeit vorrausagen können. Dadurch verlieren wir zwar Inventar, können uns aber relativ sicher fühlen, dass die Angaben korrekt sind. Dabei kümmern wir uns an die Parkplätze an der Straße und nicht die im Parkhaus. Somit gestalten wir eine effiziente Verteilung der verfügbaren Parkplätze.

Bei so hohem informatischen Aufwand fallen bestimmt hohe Gebühren auf euch zu, wodurch finanziert ihr euch?

Silvan C. Rath: Wir verdienen dadurch Geld, indem wir die Technologie weiter verkaufen zum Beispiel an Städte, Autohersteller, Mobilitätsapps und weitere connected-car Lösungen. Auf die Beine gestellt haben wir ParkTag mit privaten Geldern.

Was möchte denn zum Beispiel die Stadt Hamburg mit dieser Technologie anfangen?

Silvan C. Rath: Das, was alle Städte und Kommunen wollen: Kosten sparen! Diese entstehen mit der Emissionsbeseitigung. Nur zur Orientierung: Die 30 größten Städte der Welt geben im Jahr rund 266 Milliarden US$ für CO2 Beseitigung aus. Durch die Staus und die ständige Parkplatzsuche müssen Bäume gepflanzt werden, Vorschriften eingehalten werden usw. Gleichzeitig hilft die Stadt somit ihren Einwohnern ihren Alltag zu meistern, sodass die App am Ende vielleicht gar nicht mehr gebraucht wird und die Technologie direkt in die App der jeweiligen Stadt eingebaut werden kann. Diese Techonologie liefern wir mit ParkTag. Sie macht also die Städte attraktiv und spart ihnen viel Geld ein.

Eine win-win Situation für beide Parteien also! Vielen Dank, Silvan!

Informationen zum Autor

Christoph David Schneider

Christoph David Schneider

Christoph ist Gründer vom Onlinemagazin Startstories. Zurzeit studiert er Business Information Management (B.Sc.) an der Hochschule Osnabrück.

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